Obwohl Fledermäuse – die Microchiroptera – seit Millionen von Jahren in Deutschland heimisch sind, haben die rasanten Veränderungen durch Klimawandel und Lebensraumverlust der letzten Jahre dazu geführt, dass die Tiere mittlerweile hierzulande fast ausgerottet wurden. Dabei sind Fledermäuse eine wirklich faszinierende Spezies: Weltweit wurden bisher 1400 verschiedene Arten gezählt, in Deutschland sind es 25. Davon sind die Breitflügelfledermaus, Zwergfledermaus und Wasserfledermaus unsere häufigsten. Die Zwergfledermaus ist zugleich auch eine der kleinsten heimischen Arten mit einer Körperlänge von maximal bloß 5,1 cm!
Eine Fledermaus kann bis zu 30 Jahre alt werden und ihr Gewicht variiert je nach Art zwischen 3 und 40 Gramm. Die Paarung findet im Herbst statt, doch die Eizelle wird erst nach Ende des Winterschlafs befruchtet. Dieser Dauert bis zu sechs Monate und das sogar kopfüber. Danach, wenn allmählich der Frühling zurückkommt, gehen die nachtaktiven Tiere immer mit Anbruch der Dämmerung auf Jagd. Ob Nachtfalter, Fliegen, Stechmücken, Fruchtfliegen oder Stinkwanzen – mehrere tausend Insekten verspeist ein Individuum pro Nacht, darunter auch viele Arten, die für den Menschen oft lästig sind. Fledermäuse können also richtig nützlich sein!
Auf ihren kunstvollen Beuteflügen sehen sie mit den Ohren: Durch Mund oder Nase werden Laute in Ultraschall-Frequenz ausgesendet, die von der Umwelt als Echo zurückgeworfen werden, und den Fledermäusen zeigen, wo sich sowohl potenzielle Beute als auch Hindernisse, die es zu umfliegen gilt, befinden. Diese besondere Form der Orientierung wird Ultraschall-Echoortung genannt. Töne im Ultraschallbereich sind für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar, können jedoch mithilfe spezieller Geräte in für uns hörbare Geräusche transformiert werden.
„Fledermäuse jagen im Sommer viele der für den Menschen oft lästigen Stechmücken"
Typische Feinde der Fledermaus sind Hauskatzen, Marder, Eulen und Greifvögel. Und obwohl es sich aufgrund einiger Gruselgeschichten immer noch hartnäckig als Gerücht hält: Nein, Fledermäuse trinken nicht unser Blut! Es gibt nur drei Arten, die sich von Tierblut ernähren, und diese sind nur auf dem amerikanischen Kontinent zu finden.
Einen guten Eindruck von der faszinierenden Lebensweise, dem besonderen Jagdverhalten und der einzigartigen Biologie der Fledermaus gibt auch das folgende Video:
Klassische Nester, wie wir sie von Vögeln kennen, wird man bei Fledermäusen nicht finden. Stattdessen nutzen die Tiere bereits vorhandene Strukturen, um tagsüber zu schlafen, und sind dabei von Wälder über Flusstäler hin zu bergigen Landschaften nahezu überall zu finden.
Da jedoch Fledermäuse genau so wie viele andere Tier- und Pflanzenarten unter Lebensraumverlust aufgrund menschlicher Einflüsse zu leiden haben, sind sie mittlerweile auch in alten Gemäuern, Scheunen, Kellern oder unter Brücken anzutreffen. Doch auch diese, meist als Winterquartiere genutzten Orte, werden immer weniger: Keller und Stollen werden verschlossen, in Dachböden werden für die Tiere giftige Holzschutzmittel verwendet oder die Kolonien werden bewusst vertrieben.
Gleichzeitig fällt es den Flugakrobaten aufgrund des Insektenschwunds immer schwerer, genügend Nahrung zu finden, sodass sie heute auch in Streuobstwiesen als alternative Jagdreviere eingezogen sind, doch auch dort nehmen sie oft Pflanzenschutzmittel über ihre Nahrung auf, die sich in ihrem Körper ansammeln und dadurch sie oder ihren Nachwuchs schädigen. Aufgrund dieser Einflüsse sind mittlerweile alle heimischen Fledermausarten auf der Roten Liste verzeichnet und einige sogar vom Aussterben bedroht.
Fledermäuse leben heute vielerorts eng mit Menschen zusammen. Das kann manchmal zu Konflikten führen, besonders, wenn ein Neubau geplant oder ein bestehendes Bauwerk saniert werden soll. Manchmal soll ein stillgelegter Bahntunnel wieder genutzt werden, in dem sich Fledermäuse niedergelassen haben, wenn die Strecke wieder aufgenommen wird. Ein Haus soll energetisch saniert werden, doch im Dachboden befindet sich eine Fledermauskolonie. Eine Brücke muss ausgebessert werden, an der sich Wasserfledermäuse angesiedelt haben.
In solchen Fällen gilt: Quartiererhalt überwiegt Quartierneubau! Es muss grundsätzlich alles getan werden, um alte Quartiere zu erhalten! Unsere heimischen Fledermäuse stehen alle unter strengem Naturschutz und das gleiche gilt für ihre Quartiere: Diese dürfen nicht zerstört werden!
Bei Bauvorhaben, die Konsequenzen für Fledermauskolonien bedeuten, muss deshalb mit der Unteren Naturschutzbehörde zusammengearbeitet werden, damit sowohl das Quartier als auch die Ein- und Ausflüge und die innerklimatischen Bedingungen sichergestellt sind. Zudem sollte nur in Abwesenheit der Tiere gebaut werden, also von Dezember bis Februar, da die Fledermäuse diese Zeit in der Regel in ihrem Winterquartier verbringen (es sei denn, der Ort ist selbst ein Winterquartier).
Fledermäuse greifen in der Regel immer wieder auf ihre alten Quartiere zurück, von denen die ältesten schon die 30-Jahr-Marke geknackt haben. Deshalb, und weil Strukturen wie alte Scheunen und Gemäuer zunehmend aus unserer Umgebung verschwinden, ist es wichtig, Fledermausquartiere zu bewahren. Fledermäuse sind einzigartige Tiere, die seit Millionen von Jahren in Deutschland umherschwirren, die uns mit ihrem einzigartigen Flugstil faszinieren und mit ihrem großen Appetit auf Insekten sogar nützlich für uns sein können! Auch sie sind ein wichtiger Teil des Ökosystems, den es zu schützen gilt!
Wer auch vor der eigenen Haustür Fledermäuse unterstützen möchte, kann spezielle Fledermauskästen anbringen, auf die die Tiere aus Mangel an natürlichen Alternativen gerne zurückgreifen. Die Kästen und weitere Infos gibt es auch im NABU Shop.