Erste Hilfe bei Vögeln in Not

Verletzter Seidenschwanz | NABU/Daniel Schmidt
Verletzter Seidenschwanz | NABU/Daniel Schmidt

Das Wichtigste zuerst: Tier sichern!

 

Bei offensichtlichen Verletzungen wie Brüchen, Bissen oder offenen Wunden sollten Sie sofort handeln. Aber handeln Sie so ruhig wie möglich, sperren Sie Ihr eigenen Haustiere weg und zeigen Sie das Tier nicht herum, nachdem Sie es gefangen haben. Kontaktieren Sie schnellstmöglich eine Tierklinik!

 

Aber bitte beachten: Jungvögel sind oft nicht so hilflos, wie sie aussehen, sondern betteln um Futter. Beobachten Sie ihn eine Weile und sehen Sie, ob die Eltern ihn füttern.


Bei Jungvögeln:

    Falls noch unbefiedert: warm halten!

ð in der Hand, ins Hemd oder unter den Pullover stecken

    Zurück ins Nest legen, oder in ein Nest derselben Art

ð Vogeleltern füttern jedes Kind, auch Adoptivkinder!

     Wenn das Nest heruntergefallen ist: Nest in eine Schüssel mit einer Socke, Wärmflasche oder Körnerkissen legen bei ca. 38 Grad


Bei erwachsenen Vögeln:

    Zuerst einfangen, dazu ein Handtuch ruhig und vorsichtig über den Vogel werfen

    Vogel von oben packen und dabei beide Flügel fest umfassen

    Achtung: Verletzung durch Schnäbel oder Krallen möglich! Vögel wehren sich!

    Vogel einwickeln und in einen Karton oder Bettbezug legen

ð Vogel kann sich nicht verletzen, bekommt gut Luft und kann erstmal darin verweilen

 

    Keine Angst vor Greifvögeln!


Erstversorgung

    1-2 Tröpfchen Traubenzuckerwasser an den Schnabelrand geben, zB mit Strohhalm

ð Vogel saugt sie ein

    Unterkühlte Vögel zuerst 15-30 Minuten aufwärmen

ð Der Stoffwechsel muss wieder angeregt werden, damit die Tiere wieder Nahrung schlucken können. Flüssigkeit u.a. gelangt sonst in die Lunge und das Tier verstirbt an Lungenentzündung!


Unterbringung

    Verletzungsgeschützt unterbringen

    In Karton legen, der mit Zeitungspapier ausgelegt ist und Luftlöcher hat

ð der Karton sollte nicht viel größer als der Vogel sein, um zusätzliche Verletzungen zu vermeiden

ð kein Käfig bei schon flüggen Vögeln, sie können sich sonst die Federn oder die Wachshaut über dem Schnabel zerstören

Besser: In einen Karton, eine Katzen-Transportbox oder Plastikbox geben und ein Handtuch darüberlegen


Transport

    Kleinvögeln in eine Socke legen, große Vögel in einen Jutesack oder Kopfkissenbezug

    Beim Transport im Karton diesen gut verschließen. Bei Verwendung von Klebeband darauf achten, dass der Vogel nicht daran kleben bleibt

    Nicht im Käfig: kann zu Verletzungen an Flügeln und Federn führen!

    Unnötigen Stress durch lange Transporte vermeiden: nächstgelegene Tierarzt/-ärztin aufsuchen

 

Tierärzte sind in Notfällen - auch ohne Anforderung zur Leistung  - zur Ersten Hilfe bei Tieren verpflichtet! (Berufsordnung für Tierärzte des Landes Niedersachsen §12(12))

Anschließend: Kontakt zu den Naturschutzbehörden bzw. einer Betreuungsstation aufnehmen.


Füttern von geschwächten Vögeln

Vögel nur füttern, wenn die Art sicher bestimmt ist! Nicht alle Vögel vertragen die gleiche Nahrung!

Nicht mit Katzenfutter, Hackfleisch, Tatar, Mehl-/ Regenwürmern oder Milcherzeugnissen füttern! Das kann zu Darmentzündung, Organ- und Gefiederschäden führen und gefährdet das Leben des Vogels!

Generell gilt: Lieber keine Nahrung geben, anstatt die falsche!