Der Kiebitz - Vogel des Jahres 2024

Wasser marsch! Mit diesem Slogan schaffte der Kiebitz 2024 die Wahl zum Vogel des Jahres. Doch seine Botschaft macht traurig: die Art bräuchte dringend mehr Feuchtgebiete, denn durch den Verlust seiner natürlichen Lebensräume ist der unverwechselbare Vogel mit seiner Federholle auf dem Kopf und den spektakulären Balzflügen mittlerweile stark bedroht.

 Der Kiebitz | NABU/CEWE/Thomas Hempelmann
Der Kiebitz | NABU/CEWE/Thomas Hempelmann

Aktuelle Situation des Kiebitz

Der Kiebitz – wissenschaftlich Vanellus vanellus –  ist mit seinem grünviolettem, metallisch schimmernden Gefieder, den breiten Handflügeln und seinem langen, dünnen Federschopf, auch “Holle” genannt, leicht von anderen Vogelarten zu unterscheiden. Er gehört zur Familie der Regenpfeifer und ist fast in ganz Europa verbreitet. Der Vogel ist etwa  taubengroß und Männchen und Weibchen weisen kaum Unterschiede voneinander auf. Einst ein sogenannter Allerweltsvogel ist der Kiebitz als Vogelart allgemein sehr bekannt. Doch er gilt mittlerweile als stark gefährdet und wird deshalb seit 2015 auf der Roten Liste gefährdeter Arten geführt. Vor allem der Verlust geeigneter Habitate macht ihm zu schaffen: Durch die Trockenlegung vieler Feuchtgebiete und die Intensivierung der Landwirtschaft gehen immer mehr geeignete Brutgebiete verloren. Hinzu kommen eine zu frühe Mahd und das Anpflanzen von sehr schnell wachsenden Kulturpflanzen, wodurch Grünflächen zum Brüten nicht mehr geeignet sind. Konnten die Vögel früher in großen Trupps beobachtet werden, nimmt der Bestand nun schon seit Jahren kontinuierlich ab und ist mittlerweile global bedroht.

Habitatwahl und Nahrung

Kiebitze können in ganz Eurasien angetroffen werden und bevorzugen in ihren Habitaten Flächen mit kurzer Vegetation ohne Gehölze, sodass sie eine weite Sicht in die Ferne haben. Deshalb haben sie sich früher oft in Mooren und Feuchtwiesen niedergelassen, Lebensraumtypen, die in Deutschland stark abgenommen haben. Als Konsequenz hat sich der Kiebitz mittlerweile an den Menschen angepasst und brütet nun auch auf Wiesen und Äckern. Hier sucht er sich seine vielseitige Nahrung, die vorwiegend aus Insekten und deren Larven besteht, aber auch Getreidekörner und die Samen und Früchte von Wiesenpflanzen verschmäht er nicht.

Eine spektakuläre Balz

Kiebitze sind besonders führ ihre spektakuläre Balz bekannt, die im Frühjahr beginnt. Das Männchen fliegt dabei riskante Flugmanöver, um das Weibchen zu beeindrucken. Es schaukelt im Flug, dreht Schleifen über dem Brutrevier und stürzt sich waghalsig zu Boden, begleitet von lauten Rufen. Dieses Verhalten wird auch gaukeln genannt und hat daher der Art ihren Spitznamen „Gaukler der Lüfte“ verliehen. Außerdem baut das Männchen sogenannte Scheinnester: Es scharrt kleine Mulden im Boden und rupft Gräser aus, um das Weibchen von seinen Nestbaufähigkeiten zu überzeugen.

Kiebitz | Kathy Büscher, NABU Rinteln
Kiebitz | Kathy Büscher, NABU Rinteln

Hat sich einmal ein Pärchen gefunden, bleibt es ein Leben lang zusammen. Der Kiebitz ist ein Bodenbrüter, der seine Eier nicht in ein klassisches Vogelnest legt, sondern in eine Bodenmulde, die umgeben ist von kurzer Vegetation. Das Männchen drückt dafür seinen Bauch in den Boden, erschafft so eine Mulde und legt diese mit Gras aus. So baut es mehrere Nester, sodass das Weibchen sich aussuchen kann, in welches es seine Eier legen will, in der Regel vier Stück. Diese galten früher auch als Delikatesse, mittlerweile ist das Sammeln jedoch streng verboten! Als Nestflüchter begeben die Küken sich von Anfang an selbstständig auf Nahrungssuche, werden dabei jedoch vom Weibchen angeführt und in der Ferne beobachtet vom Männchen, das darauf achtet, dass sich keine Angreifer nähern. Falls doch eine Bedrohung zu sehen ist, gelten Kiebitze als recht mutig: Sie fliegen Scheinangriffe auf Greifvögel (auch „hassen“ genannt) und Fressfeinde werden oft (erfolgreich!) von mehreren Kiebitzen gemeinsam vertrieben.

Von Juli bis März, wenn grade keine Paarungssaison ist, kommen Kiebitze auch in großen Schwärmen im Watt und in Küstennähe vor. Sie werden als Teilzieher bezeichnet, das bedeutet, dass ein Teil der Population den Winter bei milder Witterung in Deutschland verbringt und ein anderer den Weg in die wärmeren Wintergebiete in Europa antritt, darunter Spanien, Frankreich und die Niederlande.

Schutz für den Kiebitz

Langfristig kann der Kiebitz nur gerettet werden, wenn Politik, Landwirtschaft und Naturschutz Hand in Hand nachhaltige Schutzmaßnahmen entwickeln und etablieren. Besonders wichtig ist es dabei, Feuchtgebiete zu erhalten oder zu renaturieren und die Entwässerung dieser Habitate zu stoppen. Wichtig ist auch, bei der Bewirtschaftung von Agrarflächen auf die Nester des Bodenbrüters Rücksicht zu nehmen, da sie oft bei dabei zerstört werden. Zudem brauch es fachkundige Leute, die die Populationen vor Ort und ihr Verhalten kennen.


Weitere Informationen zum Kiebitz und praktische Tipps für dessen Schutz können hier nachgelesen werden:

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